Weiterbildung ist ein zentraler Schlüssel, um sich in der komplexen Zollwelt zurechtzufinden. Doch wie muss diese aussehen, um auch zukünftig erfolgreich zu sein?
Aktualisiert: 10.08.2024 Publiziert: 24.07.2024
Die Zollwelt ist komplex. Und das soll hier jetzt nicht etwa zum Diskussionsgegenstand gemacht werden, sondern beschreibt schlicht die Materie und tagtägliche Arbeit von Zollbeauftragten in einer Vielzahl von Unternehmen. Um dem beizukommen, wird allzu gern mit allerhand smarter Tools und Software gelockt, die alles wieder verständlich und übersichtlich bügeln sollen. Und auch wenn derlei Tools natürlich essenziell für eine zukunftsfähige Zollabteilung sind, findet das althergebrachte aber gewiss nicht weniger relevante Werkzeug des Lernens bzw. der Weiterbildung in diesem Kontext oftmals nur wenig Beachtung.
Wir haben uns daher das Zollwärts-Event 2024 zum Anlass genommen genau darüber in die Diskussion zu gehen; Weiterbildung in der Zollbranche in Zukunft – wie wird und sollte sie aussehen. Und natürlich möchten wir dir unsere Ergebnisse nicht vorenthalten.
Das Panel der Diskussion wurde gestellt durch:
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Lernen scheint auf den ersten Blick ein recht klar eingegrenzter Begriff, zumindest weiß man wohl worum es geht; die Aneignung von Wissen. In der Diskussion zeigt sich aber recht schnell, dass die Wege und Mittel über welche ein Gefühl des Lernens hergestellt werden kann mannigfaltig sein können. Während die einen lernen bzw. das Weiterbilden als einen vom Berufsalltag losgelösten Schulbankähnlichen starren Prozess verankern, ergibt sich für andere das Lernen als eine natürliche Begleiterscheinung im Berufsalltag. Und hier kommt auch direkt ein zentraler Aufhänger zum Vorschein, die des Lerntypen und dem Kontext in dem gelernt wird. Das gilt bis hierhin natürlich sowohl für Zollabteilungen wie auch für jede andere Abteilung gleichermaßen.
Daher gibt es in der optimalen Gestaltung eines Lern- und Weiterbildungsangebots erstmal entscheidende Fragen zu klären:
Und an dieser Stelle gilt es vielleicht einer Grundsatzfrage nachzugehen; müssen wir zuerst die Erwartungshaltung an das Lernen harmonisieren, um das Weiterbilden in der Zollbranche nachhaltig und zukunftsfähig gestalten zu können?
Denn eines sollte klar sein, nicht etwa die verschiedenen Lerntypen sind das Problem, sondern dass nicht ausreichend diverse Angebote für diese bestehen, um einen positiven Zugang zum Begriff des Lernens und Weiterbildens zu entwickeln.
Die Zukunft ist in diesem Zusammenhang wie so häufig ein relativer Begriff, denn wenn von Zukunft gesprochen wird, ist seltenst klar definiert, wann genau diese Zukunft, denn anfängt. Da im Zoll die Zukunft bereits nächste Woche sein kann, können bzw. müssen wir also schauen was brauchen wir aktuell.
Zur Erreichung dieser Ziele gibt es einige zu beachtende Entwicklungen und Gewichte, technisch wie didaktisch, die Unweigerlich mitbestimmen werden, inwiefern ein erfolgreiches und zukunftsträchtiges Weiterbildungssystem im Zoll etabliert werden kann.
Online- und oder Präsenzlernen wird gerne in Zwei strikt getrennte Lager unterteilt. Während die einen Lerntypen Abrufbarkeit, Selbstbestimmung und Komfort des Onlinelernens bevorzugen, können wiederum andere Lerntypen ohne die Präsenz “gebundenen“ Möglichkeiten zum Austausch, Diskussion und Interaktion wenig bis nichts an Inhalten mitnehmen.
Doch vielleicht liegt genau hier der Fehler. Es gibt selten driftige Gründe, warum z.B. die Qualitäten, die klassischerweise mit Onlineformaten in Verbindung gebracht werden, nicht auch in Präsenzveranstaltungen integriert werden können.
Gleichzeitig lassen unsere technischen Möglichkeiten ein deutlich höheres Maß an Interaktion zu, als es nach wie vor bei einer Vielzahl von Onlinelernangeboten der Fall ist.
Hier bedarf es also didaktisch innovativer Lernkonzepte und -angebote, um allen Lerntypen gleichermaßen Wissen zugänglich zu machen. Und das bedeutet wiederum die technischen Potentiale auch entsprechend innovativ zu nutzen, anderenfalls verkommt E-Learning zu altem Wein in neuen Schläuchen.
Bis hierhin hat sich also schon mal ein klareres Bild kristallisieren können wie Weiterbildung und Lernen im Zoll der Zukunft und baldigen Gegenwart aussehen könnte bzw. wie die Lernangebote geartet sein könnten und womöglich sollten.
Neben der nun auch stark thematisierten Dimension der Aufbereitung und Gestaltung der Lern- und Weiterbildungsangebote, sollte aber nochmal klar gemacht werden, dass es Essenziell ist ein gesamtheitliches und gemeinschaftliches Weiterbildungskonzept innerhalb seines Unternehmens bzw. der eigenen Zollabteilung zu etablieren.
Nur so kann das erworbene Wissen und die damit verbundene Kompetenz langfristig im Unternehmen bzw. in der Zollabteilung gehalten werden.
Hierzu bedarf es einem gemeinsamen Austausch des Wissens und einer gemeinsamen Formulierung und Verfolgung der Lernziele, welche gleichzeitig aber auch auf die individuellen beruflichen Ziele und Anforderungen. Werden diese erreicht, kann das Wissen und die Kompetenz gefestigt und die Motivation eines jeden einzelnen gestärkt werden.
Manch kritische Stimme könnte jetzt einwerfen, warum überhaupt ein derartiger Aufriss in Zukunft notwendig sei. Schließlich haben die Zollabteilungen in der Vergangenheit auch oft genug ohne größere Lernkonzepte oder didaktisch nachhaltig aufbereitete Weiterbildungsangebote funktioniert.
Doch hier sollte sich jeder Kritiker schnell klar machen, dass die Zukunft des Zolls eine derartige Komplexität und Geschwindigkeit mit sich bringen wird, welche ohne entsprechend geschulte und willige Mitarbeiter nicht zu bewältigen sein wird.
Und hier hilft es womöglich, sich bewusst zu machen, dass das schlussendlich auch die Ressource ist, in die all diese Anstrengungen einzahlen, in kompetente und motivierte Mitarbeiter. Denn auch die beste und innovativste Lernumgebung bleibt zahnlos, wenn sie nicht wahrgenommen und genutzt wird.
Daher wird Eigenverantwortung bzw. das eigenverantwortliche Lernen eine zentrale Kompetenz für die Zollmitarbeitenden der Zukunft. Da in einer komplexeren Zollwelt auch die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen werden, brauchen diese einerseits einen klaren Plan welche Inhalte und Fertigkeiten zur Erreichung der beruflichen Ziele erlernt werden müssen und gleichzeitig die Motivation und Eigenverantwortung sich diese entsprechend anzueignen.
Denn wie sich auch gezeigt hat, wird die reine Informationsbeschaffung bzw. die Verfügbarkeit von Informationen in Zukunft keine zentrale Herausforderung mehr stellen. Somit ist jedem die grundsätzliche Möglichkeit zum autodidaktischen Lernen und Weiterbilden gegeben.
Die Weiterbildung und das Lernen im Zoll der Zukunft braucht also bis hierhin drei zentrale Säulen:
1. Didaktisch ansprechende und diverse Lernformate bzw. Weiterbildungsangebote (Online wie Offline), welche den verschiedenen Lerntypen gerecht werden und gleichermaßen Zugang zu Wissen bieten
2. Motivierte und eigenverantwortlich lernende Mitarbeiter, welche die Kompetenz zur Auswahl und Verfolgung der beruflichen Lernziele besitzen
3. Strukturen und Rahmenbedingungen seitens der Unternehmen und Zollabteilungen, damit die Mitarbeiter sich eigenverantwortlich weiterbilden können
In dieser Abhängigkeit stellt sich jedoch noch eine zentrale Frage; wer verwaltet das Weiterbildungs-budget bzw. wer sollte es in dieser Konstellation optimalerweise verwalten?
Klassischerweise werden Budgets zur Weiterbildung zentral und top-down vom Unternehmen verwaltet und bestimmt. Allerdings geht diese Art der Budget-Handhabung auch nicht mit der Erwartungshaltung einer eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Weiterbildung der Mitarbeiter einher. Insofern kann für die Zollabteilungen der Zukunft ein Gedanke hin zu einer dezentraleren, individuellen Verwaltung von Weiterbildungsbudgets sicherlich sinnvoll sein.
Eine nachhaltige Eigenverantwortung kann schließlich nur dann erfolgen, wenn einem auch die Mittel und Kompetenzen dazu gegeben sind.
Gleichzeitig muss ein Unternehmen ggf. aber auch insofern Steuerung ausüben, dass trotz des eigenverantwortlichen Lernens stets die für die Erreichung der Unternehmens- oder Abteilungsziele gewünschten Inhalte gelernt werden.
Letztendlich gibt es auf solch strategische Fragen auch keine einheitlich richtige Antwort, da das je nach Unternehmen und Zollabteilung natürlich variieren kann.
Was jedenfalls sicher ist, die Zollbranche und die Anforderungen, um in dieser erfolgreich arbeiten zu können, werden sich fortwährend ändern und somit muss dies auch mit der Art und Weise wie Weiterbildung in der Zollbranche gedacht und gemacht wird geschehen. Hierzu braucht es von allen Seiten ein hohes Maß an Innovation, Flexibilität und Eigenverantwortung.