Was ist Internationalisierung?

Internationalisierung umschreibt die Verlagerung ökonomischer Handlungen und Aktivitäten über die Landesgrenzen hinaus. Betriebswirtschaftlich wird die Internationalisierung als Vorstufe der Globalisierung verstanden. Die Welt ist von einer verstärkten Vernetzung gekennzeichnet. Durch die Kommunikation via Internet erhalten auch kleinere und mittelständische Firmen Gelegenheit, ihre Handlungstätigkeit ohne große Investitionen und Aufwand international auszurichten. Die Internationalisierung birgt Chancen und Risiken und erfordert die Festlegung entsprechender Strategien. Nur so kann ein langfristiger Erfolg in Aussicht stehen.

Definition

Internationalisierung heißt, seine wirtschaftlichen Aktivitäten nicht nur auf das Stammland zu beschränken, sondern in mehreren Ländern tätig zu werden. Dies setzt voraus, dass die Produkte und Dienstleistungen für den internationalen Markt geeignet sind beziehungsweise dahingehend angepasst und optimiert werden. Damit erfolgreiche internationale Handelsgeschäfte möglich sind, müssen die nötigen Organisationsstrukturen geschaffen werden.

Die kann in der Praxis wie folgt aussehen und ablaufen:

  • Ein Schmuckhändler möchte nicht nur im Juweliergeschäft vor Ort verkaufen, sondern seine Waren auch im Ausland anbieten. Hierfür richtet er einen Online-Shop, der verschiedensprachig ausgerichtet ist, ein.
  • Ein Maschinenbauer möchte seine Produkte auch in Asien verkaufen. Damit dies funktioniert, müssen vor Ort mehrere Vertriebsniederlassungen eingerichtet werden.
  • Ein Fahrzeughersteller gründet ein Tochterunternehmen in den USA. Damit der dortige Markt zeitnah bedient werden kann, muss eine Fabrik entstehen, welche die Teile direkt in den USA fertigt und damit lange Transportwege umgeht.

Internationalisierung und Globalisierung

Internationalisierung ist nicht mit Globalisierung gleichzusetzen. Es werden allein wirtschaftliche Faktoren bedient. Es geht um die Errichtung neuer Produktionsstandorte oder die Einrichtung von Online-Shops, um neue Märkte zu erschließen.

Die Globalisierung dagegen beschreibt die größtmögliche Internationalisierung und schließt dabei auch Bereiche wie Politik, Kultur und Kommunikation ein. Global aktive Firmen sind nicht nur in einigen Ländern vertreten, sondern im Grunde weltweit aktiv. Sprechen wir von Global-Playern, können Apple, Microsoft oder Coca-Cola genannt werden.

Notwendigkeit und Gründe

Wendet sich ein Unternehmen der Internationalisierung zu, strebt es eine Expansion und die Erschließung neuer Märkte an. Nicht zuletzt geschieht dies als Folge umfassender Marktanalysen und aus der Notwendigkeit heraus, gegenüber der Konkurrenz wettbewerbsfähig zu bleiben.

Hat sich eine Firma auf dem deutschen Markt positioniert und konnte sich viele Jahre behaupten, ist irgendwann eine Wachstumsgrenze erreicht. Wenn das vorhandene Marktpotenzial ausgeschöpft ist, lassen sich neue Kunden kaum finden und binden. Die Kundengewinnung orientiert sich in diesem Modus darauf, potenzielle Neukunden von der Konkurrenz wegzulocken. Dies ist ein schwieriger und kein billiger Prozess. Schauen wir auf Versicherungsunternehmen oder Telefonanbieter. Beinahe jeder Deutsche genießt Versicherungsschutz und ist im Besitz von einem oder sogar mehreren Mobilfunkverträgen.

Hier greift die Internationalisierung und mit ihr winken neue Märkte, wo es weniger Wettbewerber gibt oder wo die Nachfrage nach den eigenen Produkten oder Dienstleistungen besonders hoch ist. Wachsen Firmen international, stabilisieren sie ihre wirtschaftliche Lage und können schneller wachsen. Erweist sich ein Land als weniger gewinnbringend, lässt sich dieser Verlust auf einem anderen ausländischen Markt wieder kompensieren.

Durch die Internationalisierung ihrer Wirtschaft möchten Unternehmen letztlich auch Kosten senken. In vielen Ländern herrscht ein niedrigeres Lohnniveau als in Deutschland. Werden die Mitarbeiter im Ausland beschäftigt, lassen sich die Personalkosten senken. Bei der Wahl des Zielmarktes wird auch berücksichtigt, dass es dort einen Markt an Arbeitskräften mit für die Produktion notwendigen und hilfreichen Kenntnissen gibt. So verlagert sich der IT-Bereich mehr und mehr in den Osten Europas und nach Indien. Für die Suche nach einem geeigneten überregionalen Standort sind nicht zuletzt auch politische, rechtliche und gesellschaftliche Normen zu berücksichtigen.

Vorteile

Die Internationalisierung bringt verschiedene Vorteile. Das Erschließen neuer Märkte ist gleichzeitig auch die Chance, für steigende Absatzzahlen bei den angebotenen Produkten und Dienstleistungen zu sorgen. In wieder anderen Fällen geben geringere Lohnkosten und Vorteile in Transport und Logistik den Ausschlag. Ebenso können Firmen durch die Herstellung und Verarbeitung der Waren im Ausland mögliche Beschränkungen im Importhandel ausschließen.

Die Vorteile der Internationalisierung lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Erschließung neuer Märkte im Ausland
  • Steigerung des Absatzes von Produkten oder Dienstleistungen
  • Senkung von Löhnen und Lohnnebenkosten
  • Vorteile in Transport und Logistik
  • Umgehen möglicher Importbeschränkungen

Strategien der Internationalisierung

Um die Internationalisierung zu organisieren, können verschiedene Strategien angewendet werden.

Export

Der Export von Waren und Dienstleistungen schließt deren Verkauf im Ausland ein. Dies kann jedoch nicht nur abgesichert werden, wenn sich ein Betriebsstandort vor Ort befindet und den Verkauf firmeneigene Mitarbeiter abwickeln. Daher ist der Export ein einfacher Einstieg in den internationalen Markt. Die Produkte werden aus Deutschland ausgeführt und im Ausland weiterverkauft. Hier gilt es, die entsprechenden Zollbestimmungen zu beachten.

Vergabe von Lizenzen

Mit der Vergabe einer Lizenz wechseln die Rechte für die Herstellung und den Vertrieb von Waren und Dienstleistungen ihre Besitzer. Grenzüberschreitend bedeutet dies, dass ein deutsches Unternehmen ausländischen Firmen erlaubt, die eigenen Waren herzustellen. Damit entfällt die Errichtung eigener Produktionsstandorte. Die Lizenznehmer einigen sich auf eine vollumfängliche oder nur teilweise vollzogene Berechtigung zu Herstellung bzw. Verkauf des Herstellersortiments.

Franchising

Auch mithilfe von Franchising können Nutzungsrechte von Waren oder Dienstleistungen abgetreten werden, ohne dass das Unternehmen direkt ins Ausland investieren muss. Franchisenehmer kaufen die jeweiligen Geschäftskonzepte und führen Produktion und Vertrieb selbstständig vor Ort aus. Da der Franchisenehmer auch für die Einschätzung der Marktlage vor Ort zuständig ist, ist einiges an Know-how notwendig. Dieses wird in der Regel durch Schulungen oder der Einarbeitung der Franchisenehmer im Zielland abgesichert.

Joint Venture

Das Joint Venture hebt Franchising auf den nächsten Level. Eine Firma gründet im Ausland gemeinsam mit einem regionalen Betrieb ein unabhängiges Drittunternehmen. Das Unternehmen steht mit einem oder mehreren Firmen im Zielland in direktem Austausch. Das finanzielle Risiko wird unter den Partnern aufgeteilt. Jedes Unternehmen bleibt dabei eigenständig. Der Aufwand an Ressourcen ist vergleichsweise gering, da die Unternehmenspartner in gegenseitigem Austausch stehen. Dafür muss das Unternehmen aus Deutschland aber auch gewisse Zuständigkeiten an die Geschäftspartner abgeben.

Niederlassung und Tochtergesellschaft

Wird eine Niederlassung gegründet, baut das Unternehmen in Eigenregie eine Geschäftsstelle im Ausland auf. Die Firma arbeitet nicht eigenständig, sondern bleibt ein Teil des Gesamtunternehmens. Dem gegenüber stehen Tochtergesellschaften. Die Firmen gründen im Ausland ein rechtlich unabhängiges Unternehmen, welches aber weiterhin unter der Aufsicht und Kontrolle des Mutterkonzerns steht.

Herausforderungen

Die Chancen der Internationalisierung wurden bereits dargelegt. Gleichzeitig sind die Herausforderungen nicht zu vernachlässigen. Aus geopolitischen Spannungen können immer wieder Beschränkungen bei Handel und Dienstleistungen erwachsen. Wird ein neuer Markt erschlossen, gelten auch sprachliche Barrieren und kulturelle Umstände und Situationen als Herausforderung. Häufig fehlt die umfassende Kenntnis der Gegebenheiten im Zielland und entsprechend verzögert kann auf sich verändernde Bedingungen von Markt und Wettbewerb eingegangen werden. Sollen die Waren im Ausland von ortsansässigen Mitarbeitern hergestellt werden, ist die Qualitätssicherung eine wichtige Prämisse. Auch wenn sich bestimmte Rahmenbedingungen ändern, muss eine gleichbleibende Produktqualität gesichert sein.

Als primäre Herausforderungen der Internationalisierung können genannt werden:

  • Kenntnis der veränderten Markt- und Wettbewerbsbedingungen
  • Absicherung der Beschaffung aller nötigen Informationen über das Zielland
  • Überwindung sprachlicher Hürden
  • Unsicherheiten betreffs der kulturellen Prägung und Ausrichtung
  • Absicherung der finanziellen Sicherheiten im Zielland
  • Wahrung einer gleichbleibenden Produktqualität bei veränderten Rahmenbedingungen

Bevor ein Unternehmen sich für die Internationalisierung entscheidet, ist die Durchführung einer umfassenden Analyse des Zielmarktes eine notwendige Voraussetzung. Unter Umständen ist es dabei auch nötig, das angestammte Produkt den Bedingungen und Anforderungen im Zielland anzupassen. Was häufig mit einem erhöhten wirtschaftlichen wie finanziellen Aufwand verbunden sein kann.

Technische Herausforderungen

Kann die geplante Internationalisierung nicht umgesetzt werden, sind hierbei meist Marktunterschiede dafür verantwortlich. Die Anpassung der Produkte an die veränderte Marktlage kann mit einem Aufwand verbunden sein, der wirtschaftlich nicht tragbar ist und das Unternehmen daher scheitern lässt.

Jedes Land folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten. Neben steuerlichen und arbeitsrechtlichen Vorgaben unterscheiden sich auch die Zollbestimmungen, sofern es sich um ein Nicht-EU-Land handelt. Die notwendigen Verträge und Dokumente müssen in die Landessprache übersetzt und den Gesetzmäßigkeiten angepasst werden. Soll in Länder mit weniger intakter Infrastruktur investiert werden, kommen Barrieren in der Logistik wie der Stromversorgung hinzu.

Kulturelle Herausforderungen

Nicht vernachlässigt werden dürfen die kulturellen Hürden, die sich aus den im Zielland herrschenden Sitten und Gebräuchen ergeben. Die Gleichstellung der Geschlechter, eine gewisse Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber oder die angestrebte Work-Life-Balance können schnell zum Hindernis werden, weil sich die Vorstellungen im Hinblick auf Arbeitsbedingungen und moralische Wertstellungen unterscheiden.

Personalabteilung und Internationalisierung

Geht es um die Umsetzung der Internationalisierung im Unternehmen, sind das Management und die Personalabteilung in der Pflicht. Vor ihnen liegt die Aufgabe, der Herausforderung gewachsen zu sein und eine einheitliche Unternehmensstruktur und Unternehmensphilosophie über Ländergrenzen hinweg zu schaffen und zu etablieren. Dies lässt sich nicht bewältigen, wenn Firmen die Kultur des Heimatlandes als Standard betrachten und die Eigenheiten der Kulturen im Zielland nicht berücksichtigen.

Der Internationalisierung geht ein längerer und frühzeitig einsetzender Planungsprozess voraus. Es geht darum, die einzelnen Standorte zu überprüfen und nach passenden Mitarbeitern vor Ort zu suchen. Eine standortübergreifende Zusammenarbeit der Personalabteilungen kann diese Hürden meistern. Hierbei hilft die Erfassung der Daten mittels HR-Software. Durch die Vereinfachung diverser Prozesse können die Personaler den Fokus auf die Umsetzung der Personalstrategie und die Betreuung der überregional tätigen Mitarbeiter richten. Soll die Internationalisierung erfolgreich umgesetzt werden, genügt es nicht, auf den bisherigen Ansichten zu verharren und nicht nur den deutschen Markt zu kennen und als Maßstab zu nehmen. Die Kenntnis der Zielmärkte und die Bereitschaft, sich auch neues Wissen anzueignen und dieses während des Prozesses der Internationalisierung umzusetzen, sind Voraussetzungen für den Erfolg.

Quellen:

https://www.personio.de/hr-lexikon/internationalisierung/

https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/internationalisierung-53726

https://www.marketinginstitut.biz/blog/internationalisierung/

https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen#Internationalisierung

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