Strategien und Tipps zur Stärkung
Aktualisiert: 23.01.2025 Publiziert: 22.01.2025
Eine erste essenzielle Abhilfe kann bereits in dem Verständnis um die Beschaffenheit und Komplexität der eigenen Lieferketten liegen. Die komplexen Netzwerke aus Herstellern, Lieferanten, Logistikunternehmen und Händlern, welche unsere globalen Lieferketten ergeben, kreieren für die beteiligten Parteien attraktive Handelsmöglichkeiten; gleichzeitig ergibt dies oftmals ein Konstrukt an Abhängigkeiten, welches durch eine Reihe an potenziellen Risiken mitunter empfindlich gestört werden kann. Grundsätzlich können diese Risiken in drei übergeordnete Kategorien unterteilt werden:
Die systematische Identifikation etwaiger Risiken ist in diesem Zusammenhang der erste Schritt, um potenzielle Störungen zu verhindern. Hierbei können beispielsweise Erfahrungen aus der Vergangenheit, SWOT-Analysen oder moderne Analysetools Abhilfe schaffen.
Hinsichtlich der Risikobewertung ist es nicht nur wichtig eine einfache Erkenntnis um die (Liste) an potenziellen Risiken zu erlangen, sondern weiterführend auch eine systematische Bewertung und Einordnung jener Risiken vorzunehmen. Hierbei sind mit besonderem Augenmerk zwei zentrale Dimensionen zu betrachten: die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risikos und dessen potenzielles Schadensausmaß. So werden Risiken bspw. häufig in einer farblich codierten Matrix dargestellt: von grün (niedriges Risiko) über gelb (mittleres Risiko) bis rot (hohes Risiko). Ein Beispiel: Ein Lieferengpass aufgrund eines angekündigten Streiks könnte eine mittlere Wahrscheinlichkeit und ein hohes Schadenspotenzial (hinsichtlich Umsatzverlust) aufweisen und könnte somit im Risikomanagement priorisiert werden. Etwaige Visualisierungen ermöglichen eine klare Priorisierung und Entscheidungsgrundlage zur Entwicklung passender (präventiver) Maßnahmen.
Wenn wir uns bspw. nun dem herausgestellten zentrale Risiko eines möglichen Lieferengpasses annehmen wollen, können entsprechende Maßnahmen, wie in etwa die Diversifizierung der Lieferantenbasis abgeleitet und entwickelt werden.
Grundsätzlich gilt es bedingt durch die Komplexität globaler Lieferketten Abhängigkeiten weitgehend zu minimieren, um i.e. einem Zusammenbruch der Lieferkette durch den Ausfall einzelner Beteiligter vorzubeugen; bspw. indem mehrere Lieferanten in unterschiedlichen Regionen eingebunden werden.
Weitere grundsätzliche Mittel und Strategien, um Risiken und Lieferengpässen vorzubeugen könnten sein:
Da die Risiken innerhalb globaler Lieferketten mannigfaltig sein können und sich entsprechend ihrer globalisierten Natur dynamisch entwickeln können, bedarf es Systemen, welche diesen volatilen Kosmos im Überblick halten können. Echtzeitüberwachungssysteme mit IoT oder KI-gestützten Analysen können hierbei Abhilfe schaffen und erlauben eine frühzeitige Erkennung von Problemen.
Grundsätzliche Technologien zur Unterstützung des Risikomanagements können hierbei z.B. sein:
In diesem Komplex lässt sich auch heute bereits eine Reihe an Softwarelösungen für ein modernes Risikomanagement finden; wie z.B. nachfolgend:
QIMAone: Bietet umfassende Funktionen zur Identifizierung, Bewertung und Minderung von Risiken in der Lieferkette. Unterstützt bei der Qualitäts- und Compliance-Überwachung und hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen
Descartes: Konzentriert sich auf die Einhaltung von Vorschriften und Transparenz in der Lieferkette. Hilft Unternehmen, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und Risiken durch nicht konforme Lieferanten zu minimieren.
Everstream Reveal: Bietet Echtzeit-Überwachung und -Einblicke, um Risiken in der Lieferkette zu minimieren. Nutzt Automatisierung und intelligente Analysen, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen.
Unabhängig davon ob im Einzelfall etwaige moderne Technologien zum Einsatz kommen oder nicht, ist die zentrale Säule für ein nachhaltiges Risikomanagement ein offener Informationsaustausch mit allen beteiligten Parteien der Lieferkette. Durch die regelmäßige Abstimmung mit Lieferanten oder gar einer gemeinsamen Risikobewertung können Risiken frühzeitig erkannt werden und gemeinsam Gegenmaßnahmen entwickeln werden. Ein solches Gefüge schafft letztlich Sicherheit und mitunter Wettbewerbsvorteile für alle beteiligten Partner der Lieferkette.
Denn mangelnde Kommunikation (intern wie extern), einseitige Abhängigkeiten und unzureichende Planung stellen die häufigsten Schwachstellen dar, die Lieferketten empfindlich anfällig für Störungen machen. Eine proaktive Risikomanagement-Strategie im Sinne einer diversifizierten Lieferantenbasis, digitalisierten Echtzeitüberwachungssystemen und eine vorausschauende Szenarienplanung, schafft eine nachhaltige Grundlage, um auf potenzielle Herausforderungen in der Lieferkette vorbereitet zu sein.
Wie gewinnbringend ein solch nachhaltiges und proaktives Risikomanagement sein kann, konnten u.a. Toyota sowie Walmart in der jüngeren Vergangenheit aufzeigen.
Toyota konnte durch eine Diversifizierung seiner Lieferantenbasis von einer kritischen Abhängigkeit abkommen. Statt sich auf einen einzigen Zulieferer für elektronische Komponenten zu verlassen, wurden zusätzliche Lieferanten in Europa, Asien und Nordamerika in ihre Lieferketten eingebunden. Als im Jahr 2021 Lieferkettenunterbrechungen in Asien durch Naturkatastrophen eintraten, konnte Toyota nahtlos den Betrieb aufrechterhalten, indem es schnell auf europäische und nordamerikanische Lieferanten auswich. Nachzulesen im Bericht „Resilience in Supply Chains, 2021“ von McKinsey & Company.
Als weiteres Beispiel ist Walmart anzuführen, das Echtzeitüberwachungssysteme in seinen Lieferketten implementiert hat. Dank KI-gestützter Prognosen identifizierte Walmart potenzielle Engpässe frühzeitig und konnte alternative Transportwege planen. So konnte bspw. während der COVID-19-Pandemie die Versorgungssicherheit der Filialen gewährleistet werden. Nachzulesen im Bericht von Deloitte Insights („Supply Chain Management Trends, 2022“).
Die Komplexität globaler Lieferketten machen ein resilientes und flexibles Risikomanagement unverzichtbar. Unternehmen, die es schaffen Risiken systematisch zu identifizieren, bewerten und zu minimieren, können hierdurch nicht nur etwaige Krisen überstehen, sondern schließlich auch Wettbewerbsvorteile erzielen. Die Zukunft des Risikomanagements in Lieferketten wird hierbei sicherlich zunehmend von Technologien wie Blockchain und KI geprägt sein, um mit den dynamischen Anforderungen und Risiken Schritt halten zu können und somit die Resilienz von Lieferketten global zu stärken.