Ein Überblick: Diese Zölle gelten aktuell bei der Einfuhr in die USA
Mit der Verabschiedung der Executive Order 14257 gelten seit dem 2. April 2025 auf nahezu alle Importe in die USA ein pauschaler Zusatz-Zoll von 10 %, unabhängig vom Herkunftsland. Zusätzlich wurden länderspezifische „reziproke“ Zölle eingeführt, die auf Basis des Ursprungslandes nochmals obendrauf kommen – und das nicht anstelle, sondern zusätzlich zu bestehenden Zöllen.
Mit einer ergänzenden Executive Order vom 9. April 2025 hat die US-Regierung eine 90-tägige Zollpause für reziproke Zölle gegenüber bestimmten Ländern eingeführt, darunter auch die gesamte Europäische Union. Diese Aussetzung betrifft jedoch nicht den pauschalen 10 %-Zoll und kann jederzeit durch neue Anordnungen aufgehoben oder verändert werden.
Wir empfehlen diese Pause zu nutzen, um Deine Prozesse, Ursprungsnachweise und Tarifierungen zu prüfen. Denn derzeit ist völlig offen, ob und wann die reziproken Zölle wieder eingeführt werden.
Ein paar Beispiele, wie sich die reziproken Zölle nach Ablauf der Pause oder bei Aufhebung konkret auswirken würden:
- EU-Länder: 20 % Zusatz-Zoll auf den bestehenden Zollsatz
- China: 125 % reziproker Zusatz-Zoll
- Brasilien: 30 % reziproker Zusatz-Zoll
- Kanada & Mexiko: aktuell ausgenommen von den Zusatz-Zöllen aufgrund des USMCA-Freihandelsabkommens
Wichtig: Diese Zölle gelten zusätzlich zu den regulären US-Zollsätzen, wie sie im HTSUS (Harmonized Tariff Schedule of the United States) hinterlegt sind.
Beispiel: Wenn Du bisher bei der Einfuhr einer Klarinette (HTSUS 9205.10.00) 4,9 % Einfuhrzoll gezahlt hast und Dein Produkt aus der EU stammt, kommen jetzt zusätzlich 20 % reziproker Zoll obendrauf – also insgesamt 24,9 %.
Wir empfehlen deshalb: Prüfe sorgfältig die Kombination aus HTSUS-Nummer, Ursprungsland und geltenden Zusatzzöllen – denn nur so lässt sich der tatsächliche Zollsatz verlässlich bestimmen.
Ausnahmen: Wann keine oder niedrigere Sonderzölle anfallen
Nicht alle Produkte sind automatisch von den reziproken Zusatz-Zöllen betroffen. Am 11. April 2025 wurde eine Klarstellung zur Executive Order 14257 veröffentlicht, die für bestimmte sensible Produktgruppen Ausnahmen definiert – darunter z. B. ausgewählte Halbleiterprodukte und bestimmte elektronische Komponenten.
Wichtig: Diese Ausnahmen gelten rückwirkend ab dem 5. April 2025. Wenn Dein Unternehmen in diesem Zeitraum bereits zusätzliche Zölle gezahlt hat, obwohl ein Produkt unter eine Ausnahmeregelung fällt, kannst Du eine Rückerstattung beantragen, sofern Du die entsprechenden Nachweise erbringst.
So findest Du heraus, ob Deine Produkte dazugehören:
Die Ausnahmeliste ist im Anhang der Executive Order – sortiert nach HTSUS-Codes. Eine Übersicht findest Du unter anderem in der offiziellen Veröffentlichung der US-Regierung:
👉 Zur Klarstellung der Ausnahmen – whitehouse.gov
Unser Tipp:
Wenn Du mit HTSUS-Codes nicht täglich arbeitest: Such den passenden Code für Dein Produkt im offiziellen HTSUS-Verzeichnis oder nutze das Customs Ruling Online System (CROSS) als Orientierungshilfe. Auch dort findest Du Einreihungsentscheidungen zu ähnlichen Produkten.
Wie Du herausfindest, ob Dein Unternehmen von den neuen US-Zöllen betroffen ist
Viele Unternehmen wissen aktuell nicht, ob sie betroffen sind – oder wie stark. Dabei gibt es klare Ansatzpunkte, mit denen Du das strukturiert prüfen kannst:
- Prüfe Deine HTSUS-Codes. Nur mit der richtigen Zolltarifnummer lässt sich feststellen, ob ein Produkt zollpflichtig ist oder unter eine Ausnahme fällt.
- Kennst Du den Ursprung Deiner Ware? Entscheidend ist nicht, wo die Ware verschickt wurde, sondern wo sie zuletzt wesentlich be- oder verarbeitet wurde.
- Berücksichtige die kumulative Wirkung: Der Zusatz-Zoll kommt obendrauf, er ersetzt nicht den bisherigen Regelsatz. Die Auswirkungen können je nach Produktklasse dramatisch sein.
Wie in unserem obigen Beispiel der Klarinette mit Ursprung EU steigen hier die Zölle von 4,9 % auf 24,9 %. Bei hochpreisigen Produkten oder hohen Volumina macht das schnell einen fünf- oder sechsstelligen Unterschied.
Wir empfehlen bei der Analyse strukturiert vorzugehen. Nutze hierzu unseren kostenlosen Guide “US-Zölle: So prüfst Du, ob Dein Unternehmen betroffen ist”, der detailliert aufzeigt, auf was zu achten ist.
Drei konkrete Empfehlungen, wie Du jetzt weiterkommst
1. Schaffe Transparenz – am besten sofort. Identifiziere alle Produkte mit US-Bezug und hinterfrage: Welche HTSUS-Nummer ist hinterlegt? Welcher Ursprung ist dokumentiert? Sind die Informationen vollständig und korrekt?
2. Nutze offizielle Quellen und nicht Schlagzeilen. Die einzigen verbindlichen Informationen kommen aus den öffentlichen Seiten der US-Regierung, wie bspw. die Seite des White House und dem Federal Register. Medienberichte sind oft unvollständig oder verkürzt und können leicht in die Irre führen.
3. Lass Dich nicht vom Thema überrollen. Die US-Zollpolitik bleibt volatil. Deshalb ist es umso wichtiger, jetzt eine belastbare Entscheidungsgrundlage zu schaffen, bevor neue Orders die nächste Welle an Änderungen bringen.
Wenn Du beim Prüfen oder Einschätzen unsicher bist: Sprich mit uns. Gemeinsam schauen wir, welche Zollsätze tatsächlich auf Dich zutreffen und wie Du gezielt Handelsstrategien nutzen kannst.