Digitalisierung KI & Zoll Trends

Entwicklungen in Zoll & Exportkontrolle 2025

Die wichtigsten Trends im Zoll und der Exportkontrolle für 2025: Erfahre, welche Entwicklungen deine Organisation jetzt im Blick haben sollte.

Aktualisiert: 10.10.2024 Publiziert: 09.10.2024

Als Zollverantwortliche stehen wir täglich vor einem dynamischen Umfeld, das uns immer wieder aufs Neue herausfordert. Die globalen Entwicklungen, von politischen Veränderungen bis hin zu technologischen Fortschritten, machen deutlich, dass wir aktiv an unserer Zukunft arbeiten müssen. 2025 verspricht in vielerlei Hinsicht ein wegweisendes Jahr zu werden. Deshalb haben wir uns mit den wichtigsten Trends und Themen auseinandergesetzt, die unserer Meinung das Zollwesen in den kommenden Monaten prägen werden. Hier teilen wir unsere Gedanken und zeigen, welche Chancen und Herausforderungen auf uns zukommen.

1. Handelsabkommen 2025: Relevante Entwicklungen für deutsche Unternehmen

Für das Jahr 2025 sehen wir 2 bedeutende Handelsabkommen, die für deutsche Unternehmen besonders relevant sein werden: das modernisierte Pan-Euro-Mediterrane Abkommen und das EU-Mercosur-Abkommen.

  • Modernisiertes Pan-Euro-Mediterrane (PEM) Abkommen:
    Ab dem 1. Januar 2025 treten neue Ursprungsregeln im Rahmen des PEM-Abkommens in Kraft. Diese Vereinbarung betrifft die EU und 24 Handelspartner, darunter Länder wie die Schweiz, Norwegen, die Türkei und Marokko. Mit den neuen Regeln wird der Handel in der Region vereinfacht, indem produktspezifische Anforderungen gelockert, höhere Schwellenwerte für nicht-ursprungszeugnisfähige Materialien eingeführt und die elektronische Ursprungszertifizierung gefördert werden.Für deutsche Unternehmen bedeutet das eine Vereinfachung und Modernisierung der Zollprozesse, was den Handel effizienter und kostengünstiger gestaltet.
  • EU-Mercosur-Abkommen:
    Das EU-Mercosur-Abkommen ist das bislang größte Handelsabkommen der EU und zielt darauf ab, Handelsbarrieren zwischen der EU und den Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay) abzubauen.Mit dem Inkrafttreten werden Zölle auf viele europäische Exporte abgeschafft und Standards harmonisiert, was insbesondere den Export deutscher Industrie- und Agrarprodukte erleichtert. Außerdem sieht das Abkommen Bestimmungen zur Nachhaltigkeit vor, die auf eine umweltfreundlichere Wirtschaft abzielen.

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Unser Tipp: Mach dich so früh wie möglich mit den Details des Pan-Euro-Med- und EU-Mercosur-Abkommens vertraut. Überprüfe deine Lieferketten und Ursprungskalkulationen, um die neuen Regelungen optimal für dein Unternehmen zu nutzen.

2. Verstärkte Digitalisierung des Handels

Die Digitalisierung des Handels wird in 2025 einen entscheidenden Einfluss auf die Zollabwicklung haben.

  • Europaweites Zoll-Informationsportal und Single Window System:
    Die EU plant die Einführung eines europaweiten Zoll-Informationsportals, das den Austausch von Zollinformationen vereinfachen und die Prozesse effizienter gestalten soll. Länder wie China und Singapur setzen bereits Standards mit ihren hochentwickelten Single Window Systemen, die den Zugang zu verschiedenen Handelsdiensten zentralisiert anbieten. Diese Entwicklungen setzen neue Maßstäbe für automatisierte und effiziente Zollprozesse.
  • Elektronische Handelszertifikate:
    Wir gehen außerdem davon aus, dass in 2025 elektronische Handelszertifikate, darunter Ursprungszeugnisse, Exportlizenzen und weitere Zollzertifikate verstärkt genutzt werden. Durch die Digitalisierung dieser Dokumente wird der Informationsaustausch deutlich beschleunigt.

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Unser Tipp: Bereite deine Zollabteilung auf die digitale Transformation vor! Schaffe klare Prozesse und bilde dein Team weiter, damit ihr auf digitale Plattformen umsteigen und die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen könnt.

3. Neue Technologien im Zollwesen

Die Technologien Blockchain und Künstliche Intelligenz (KI) begleiten uns zwar schon seit einiger Zeit, doch wir sind der Meinung, dass sie bis 2025 noch stärker in Zollabteilungen und angrenzenden Bereichen zum Einsatz kommen werden.

Sie bieten die Möglichkeit, Prozesse effizienter, sicherer und transparenter zu gestalten.

  • Blockchain:
    Durch die Einführung der Blockchain-Technologie können Zollabteilungen die Rückverfolgbarkeit von Waren erheblich verbessern. Bereits heute nutzen einige Unternehmen die Blockchain, um Lieferketten in Echtzeit zu überwachen und die Authentizität von Waren nachzuweisen.Bis 2025 wird diese Technologie voraussichtlich noch mehr an Bedeutung gewinnen, besonders bei der Abwicklung von Zollverfahren und dem sicheren Austausch von Dokumenten.
  • Künstliche Intelligenz (KI):
    KI bietet enorme Vorteile, beispielsweise bei der Analyse großer Datenmengen oder der automatisierten Zolltarifnummer-Zuweisung.Schon jetzt setzen Unternehmen KI-gestützte Systeme ein, um Risiken in der Lieferkette frühzeitig zu erkennen und Zollprozesse zu optimieren. In den nächsten Jahren werden wir KI immer mehr in der Zollabwicklung sehen, insbesondere bei der automatisierten Prüfung von Dokumenten und der Identifikation potenzieller Compliance-Verstöße.

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Unser Tipp: Fangt mit kleinen Pilotprojekten an, etwa der Integration von KI in die Zolltarifnummer-Bestimmung, und baut auf diesen Erfahrungen auf. Durch die gezielte Schulung deines Teams in diesen Bereichen könnt ihr den technologischen Wandel aktiv mitgestalten.

4. CBAM Übergangsphase läuft aus

Bis Ende 2025 läuft die Übergangsphase des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) aus, und ab 1. Januar 2026 treten die vollen Anforderungen in Kraft. Das bedeutet, dass Unternehmen bis dahin alle notwendigen Anpassungen in ihren Prozessen vornehmen müssen, um den neuen Vorschriften zu entsprechen.

Die Einführung von CBAM stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Neben der erweiterten Berichterstattung über CO2-Emissionen müssen auch die internen Abläufe und das Datenmanagement entsprechend angepasst werden.

Für Zoll- und Compliance-Abteilungen bedeutet dies nicht nur einen erhöhten Schulungsbedarf der Mitarbeiter, sondern auch den Aufbau effizienter Systeme zur Erfassung und Verifizierung der benötigten Daten.

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Unser Tipp: Nutzt die verbleibende Übergangszeit, um eure Prozesse so zu optimieren, dass sie den neuen CBAM-Vorschriften gerecht werden. Insbesondere Schulungen und der Aufbau eines soliden Datenmanagements sind jetzt entscheidend, um ab 2026 reibungslos agieren zu können.

5. Nachhaltigkeit und grüne Zollabwicklung

Immer mehr Unternehmen setzen auf umweltfreundliche Lieferketten und nachhaltige Zollprozesse. Umweltfreundliche Verpackungen, alternative Transportmittel und die Optimierung von Lieferwegen sind nur einige Beispiele, um CO₂-Emissionen zu reduzieren.

In Zukunft wird auch der Zoll durch grüne Zölle und Anreize die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit weiter vorantreiben. Diese Entwicklung wird in den kommenden Jahren nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den steigenden Umweltanforderungen gerecht zu werden.

Als Verantwortliche in Zoll und Exportkontrolle spielen wir hierbei eine entscheidende Rolle, indem wir ökologische Kriterien in den Import- und Exportprozessen berücksichtigen. Die Anpassung an umweltfreundliche Zollabwicklungen ist dabei ein wesentlicher Schritt, der nicht nur die Compliance sicherstellt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie des gesamten Unternehmens leistet.

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Unser Tipp: Startet jetzt mit der Umstellung auf grüne Zollprozesse. Prüft eure aktuellen Abläufe auf Möglichkeiten zur Emissionsreduktion und setzt euch aktiv mit den geplanten Regelungen zu grünen Zöllen auseinander. Damit seid ihr bestens auf die zukünftigen Anforderungen vorbereitet und könnt gleichzeitig euer Engagement für Nachhaltigkeit unter Beweis stellen.

6. Neue Arbeitsmodelle und agiles Zollmanagement

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und den Erfahrungen der letzten Jahre werden hybride Arbeitsmodelle 2025 immer mehr zur Norm. Für Zollverantwortliche bedeutet das, sich in einer zunehmend flexiblen und vernetzten Arbeitswelt zurechtzufinden, um weiterhin effektiv agieren zu können.

Agiles Prozessmanagement und der Einsatz digitaler Tools sind dabei entscheidend, um die Anforderungen der globalen Zollabwicklung effizient zu meistern. Die Flexibilität ermöglicht es, auf Veränderungen in den internationalen Handelsbeziehungen oder regulatorischen Rahmenbedingungen schneller zu reagieren. Gerade im Zollwesen kann die Implementierung agiler Methoden wie regelmäßiger Sprints, Reviews und Retrospektiven dazu beitragen, Prozesse kontinuierlich zu optimieren.

Ein weiterer Vorteil: Hybride Arbeitsmodelle erweitern den Bewerberpool, da potenzielle Mitarbeiter auch aus einem größeren Umkreis in Frage kommen.

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Unser Tipp: Nutzt aktiv die Chancen, die sich durch hybride Arbeitsmodelle und agile Methoden bieten. Schafft klare Kommunikationsstrukturen und setzt auf digitale Tools, um die Zusammenarbeit im Team zu erleichtern und gleichzeitig die Effizienz zu steigern.

7. Effektives Risikomanagement im Zollbereich

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und zunehmenden globalen Handelsbeziehungen wird das Risikomanagement im Zollbereich immer wichtiger. Themen wie Cybersecurity, Betrugsprävention und der Schutz sensibler Daten rücken dabei in den Fokus. Zollabteilungen stehen vor der Herausforderung, Risiken frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren, um den globalen Anforderungen gerecht zu werden.

Ein wirksames Risikomanagement ist unerlässlich, um Unternehmen vor unvorhergesehenen Vorfällen zu schützen und Compliance zu gewährleisten. Der Einsatz moderner Technologien und die kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter sind dabei entscheidend, um auf aktuelle Bedrohungen reagieren zu können.

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Unser Tipp: Überprüft eure Risikomanagement-Strategien und setzt auf aktuelle Cybersecurity-Maßnahmen. Stellt sicher, dass eure Daten stets geschützt sind und dass eure Mitarbeiter über potenzielle Risiken informiert und auf dem neuesten Stand der Compliance-Anforderungen sind.

Fazit


Die Trends, die wir hier beleuchtet haben, werden den Zollbereich in den nächsten Monaten und Jahren entscheidend beeinflussen. Wir sind der Meinung, dass diejenigen, die sich frühzeitig damit auseinandersetzen, einen klaren Wettbewerbsvorteil gewinnen können.

In den kommenden Monaten werden wir uns im Detail mit den einzelnen Themen beschäftigen und laden euch ein, dabei zu sein. Ein Highlight wird unser Workshop „Trendexpedition Zoll“ am 25. & 26. November sein, in dem wir gemeinsam mit dem Zukunftsinstitut und Branchenkollegen Zukunftsstrategien entwickeln werden.

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