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Internationale Zollabwicklung: Herausforderungen und Chancen

Wir betrachten welche Herausforderungen und Chancen sich im Kontext der internationalen Zollabwicklung aufbieten und warum diese näher beieinander liegen als gedacht.

Aktualisiert: 20.11.2024 Publiziert: 08.08.2024

Wir haben im Rahmen des Zollwärts 2024 die Frage gestellt: „Bei internationaler Zollabwicklung denke ich an…?“

In einem Raum voller Zollverantwortlicher fielen die Antworten widererwartend vielfältig aus. Zwar ist die „internationale Zollabwicklung“ für eine Großzahl Zollverantwortlicher eine der zentralen Aufgaben und Themen; gleichzeitig ist der umfassende Komplex aber derartig groß, dass je nach Unternehmen und spezifischer Aufgabe, die jeweiligen Berührungspunkte und Erfahrungen damit sehr unterschiedlich ausfallen können.

Somit bot sich auch ein entsprechend breites Antwortenspektrum an:

  • Von „Sprachbarrieren“ und „Kulturelle Unterschiede“,
  • über „Komplexität/wirre Suppe“ und „Datenkompatibilität“,
  • bis hin zur „zentralen Zollabwicklung“ und der „Notwendigkeit gute Zusammenarbeit“,

wurden in den Antworten alle Disziplinen der Wissenschaft bestens bedient.

Das ist aber auch wenig verwunderlich, wenn in Betracht gezogen wird, dass je nach Handelspartner und deren Ansässigkeit (Land, Kontinent) individuelle Prozesse, Regelungen und Herausforderungen in der internationalen Zollabwicklung zum Tragen kommen.

Wo liegen die Herausforderungen?

Doch wo genau werden die zentralen Herausforderungen in der internationalen Zollabwicklung gesehen? Im Falle unseres Workshops konnte auch hier eine Bandbreite an relevanten Punkten zu Tage gefördert werden. So wurde z.B. Compliance als eine der zentralsten Herausforderungen gesehen, also sprich die Vereinbarung und Berücksichtigung oftmals unterschiedlicher Rechtslagen, je nach beteiligten Handelspartnern und Ländern.

Ähnliche Herausforderungen bieten sich in diesem Zusammenhang auch in der Versteuerung im internationalen Handel. Auch hier kommen oftmals unterschiedliche steuerrechtliche Bestimmungen und zu entrichtende Steuersätze zum Tragen.

Wenn in diesem Komplex zudem noch die bereits erwähnten Sprachbarrieren und/oder kulturelle Unterschiede auftreten können die Prozesse rund um die internationale Zollabwicklung empfindlich gestört werden.

Somit können begleitende Prozesse wie i.e. die Tarifierung, oder das Bewilligungsmanagement ebenfalls zur zentralen Herausforderung in der Zollabwicklung werden.

An dieser Stelle sei außerdem erwähnt, dass eine fortwährende Bewältigung derartiger Hindernisse und Herausforderungen zu Lasten der vorhandenen finanziellen und personellen (zeitlichen) Ressourcen geht.

Chance zentrale Zollabwicklung, oder?

Auch wenn sich die Liste an Herausforderungen auf den ersten Blick womöglich etwas unübersichtlich liest und hier schnell der Eindruck von mehr Baustellen als Bauplätzen entstehen kann, ergeht aus all den beschriebenen Herausforderungen letztlich eine zentrale Problematik bzw. Herausforderung; die Problematik der Unterschiede.

Die übergeordnete Herausforderung bzw. Aufgabe bestehet also darin Unterschiede (seien sie sprachlich, kulturell, zoll- oder steuerrechtlich) zu berücksichtigen und in Form einer gemeinsamen Lösung, im Sinne einer reibungslosen internationalen Zollabwicklung zu bewältigen.

Eine mögliche Lösung dafür wird von vielen in einer zentralen internationalen Zollabwicklung gesehen. Hiervon wird sich eine Reihe an Potentialen, Vorteilen, sowie Lösungen zu bestehenden Problemen versprochen, wie i.e.:

  • Effizienzsteigerungen in der Zollabwicklung
  • Harmonisierung der verschiedenen Zollsysteme
  • Einheitliche Rechtsauslegungen und Standards werden implementierbar
  • Der Abbau von Sprachbarrieren
  • Kosteneinsparungen für aufwendige und komplizierte Abwicklungsprozesse
  • Gesteigerte Flexibiltät in der Logistik
  • Gesteigerte Datenqualität durch eine einfache und zentrale Verwaltung dieser
  • Einheitliche Prozesse
  • Ein zentrales System kann auch in einer einfacheren Handhabe dessen resultieren

Und auch wenn eine umfängliche Praxis, welche all diese Potenziale abbilden kann, gegenwärtig noch einiger Anstrengungen bedarf, so ist hier keineswegs reines Wunschdenken am Werk.

Im Falle des Exports kann aktuell bereits eine gut funktionierend zentrale Zollabwicklung umgesetzt werden, auch wenn die Vorlaufszeit innerhalb dieser Prozesse noch vergleichsweise lange sind. Der dichtere Nebel hinsichtlich einer zentralen Zollabwicklung steht gegenwärtig sicherlich im Bereich des Imports.

Die EU arbeitet mit dem „Customs Data Hub“ derzeit bereits an einer Lösung für eine zentrale internationale Zollabwicklung, auch wenn diese planmäßig erst 2038 voll umfänglich implementiert sein soll.

Allerdings gilt es anzumerken, dass die Idee einer zentralen internationalen Zollabwicklung durchaus auch kritische Stimmen erfährt. Hauptkritikpunkte könnten hier i.e. die Datensicherheit sein; entfällt die Speicherung und Verarbeitung relevanter Daten auf nur eine zentrale Stelle, steigt im Verhältnis natürlich auch das Schadensrisiko für diese Umgebung.

Ein weiterer Kritikpunkt wird außerdem in möglichen Investitionen (Personell, Finanziell) gesehen, welche zu einer Umstellung auf eine zentrale internationale Zollabwicklung notwendig wären.

Auch wenn in diese Argumentationskette berücksichtigt werden sollte, welche langfristigen Kosten entstehen können, wenn die Herausforderungen einer nicht zentralen internationalen Zollabwicklung fortwährend Prozesse beeinträchtigen.

Fazit – Herausforderungen annehmen & Chancen nutzen

Insgesamt zeichnet sich im Kontext der internationalen Zollabwicklung ein interessantes Bild zwischen den Herausforderungen und Chancen.

Zwar sind die Herausforderungen vielfältig, gleichzeitig ergeben sich aus diesen bzw. dem Umgang mit diesen aber auch erhebliche Potenziale und Chancen; sei es z.B. durch die Erschaffung von einheitlichen Regelprozessen, dem Abbau von Sprachbarrieren oder des Ebnens einer einheitlichen Rechtsgrundlage.

Gegenwärtig spricht vieles dafür, dass der logische Lösungsweg hierfür über ein zentrales internationales Zollabwicklungssystem erfolgen kann. Sicherlich bleibt es hierbei spannend zu beobachten, wann ein solches System gängige Praxis sein kann und ob hier womöglich neben Bemühungen auf der EU-Ebene, auch Impulse aus der Privatwirtschaft zur Lösung beitragen werden (müssen).

Wenn du dich am liebsten selbst gerne in die Diskussion mit eingeschaltet hättest, dann nutze deine Chance und sei beim Zollwärts 2025 selbst mit dabei! Hier warten neben spannenden Workshops und Vorträgen zum Zoll-Kosmos auch einmalige Networking-Möglichkeiten und natürlich ein ansprechendes Rahmenprogramm auf dich.

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