Zur Erreichung dieser Ziele gibt es einige zu beachtende Entwicklungen und Gewichte, technisch wie didaktisch, die Unweigerlich mitbestimmen werden, inwiefern ein erfolgreiches und zukunftsträchtiges Weiterbildungssystem im Zoll etabliert werden kann.
Online vs. Präsenz Debatte – weniger vergleichen, mehr voneinander lernen
Online- und oder Präsenzlernen wird gerne in Zwei strikt getrennte Lager unterteilt. Während die einen Lerntypen Abrufbarkeit, Selbstbestimmung und Komfort des Onlinelernens bevorzugen, können wiederum andere Lerntypen ohne die Präsenz “gebundenen“ Möglichkeiten zum Austausch, Diskussion und Interaktion wenig bis nichts an Inhalten mitnehmen.
Doch vielleicht liegt genau hier der Fehler. Es gibt selten driftige Gründe, warum z.B. die Qualitäten, die klassischerweise mit Onlineformaten in Verbindung gebracht werden, nicht auch in Präsenzveranstaltungen integriert werden können.
Gleichzeitig lassen unsere technischen Möglichkeiten ein deutlich höheres Maß an Interaktion zu, als es nach wie vor bei einer Vielzahl von Onlinelernangeboten der Fall ist.
Hier bedarf es also didaktisch innovativer Lernkonzepte und -angebote, um allen Lerntypen gleichermaßen Wissen zugänglich zu machen. Und das bedeutet wiederum die technischen Potentiale auch entsprechend innovativ zu nutzen, anderenfalls verkommt E-Learning zu altem Wein in neuen Schläuchen.
Gemeinschaftliches Lehren und Lernen
Bis hierhin hat sich also schon mal ein klareres Bild kristallisieren können wie Weiterbildung und Lernen im Zoll der Zukunft und baldigen Gegenwart aussehen könnte bzw. wie die Lernangebote geartet sein könnten und womöglich sollten.
Neben der nun auch stark thematisierten Dimension der Aufbereitung und Gestaltung der Lern- und Weiterbildungsangebote, sollte aber nochmal klar gemacht werden, dass es Essenziell ist ein gesamtheitliches und gemeinschaftliches Weiterbildungskonzept innerhalb seines Unternehmens bzw. der eigenen Zollabteilung zu etablieren.
Nur so kann das erworbene Wissen und die damit verbundene Kompetenz langfristig im Unternehmen bzw. in der Zollabteilung gehalten werden.
Hierzu bedarf es einem gemeinsamen Austausch des Wissens und einer gemeinsamen Formulierung und Verfolgung der Lernziele, welche gleichzeitig aber auch auf die individuellen beruflichen Ziele und Anforderungen. Werden diese erreicht, kann das Wissen und die Kompetenz gefestigt und die Motivation eines jeden einzelnen gestärkt werden.
Motivation und Eigenverantwortung: Erfolgsfaktoren für Zollmitarbeitende
Manch kritische Stimme könnte jetzt einwerfen, warum überhaupt ein derartiger Aufriss in Zukunft notwendig sei. Schließlich haben die Zollabteilungen in der Vergangenheit auch oft genug ohne größere Lernkonzepte oder didaktisch nachhaltig aufbereitete Weiterbildungsangebote funktioniert.
Doch hier sollte sich jeder Kritiker schnell klar machen, dass die Zukunft des Zolls eine derartige Komplexität und Geschwindigkeit mit sich bringen wird, welche ohne entsprechend geschulte und willige Mitarbeiter nicht zu bewältigen sein wird.
Und hier hilft es womöglich, sich bewusst zu machen, dass das schlussendlich auch die Ressource ist, in die all diese Anstrengungen einzahlen, in kompetente und motivierte Mitarbeiter. Denn auch die beste und innovativste Lernumgebung bleibt zahnlos, wenn sie nicht wahrgenommen und genutzt wird.
Daher wird Eigenverantwortung bzw. das eigenverantwortliche Lernen eine zentrale Kompetenz für die Zollmitarbeitenden der Zukunft. Da in einer komplexeren Zollwelt auch die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen werden, brauchen diese einerseits einen klaren Plan welche Inhalte und Fertigkeiten zur Erreichung der beruflichen Ziele erlernt werden müssen und gleichzeitig die Motivation und Eigenverantwortung sich diese entsprechend anzueignen.
Denn wie sich auch gezeigt hat, wird die reine Informationsbeschaffung bzw. die Verfügbarkeit von Informationen in Zukunft keine zentrale Herausforderung mehr stellen. Somit ist jedem die grundsätzliche Möglichkeit zum autodidaktischen Lernen und Weiterbilden gegeben.
Die Frage des Budgets: Nicht nur wohin, sondern zu wem damit?
Die Weiterbildung und das Lernen im Zoll der Zukunft braucht also bis hierhin drei zentrale Säulen:
- Didaktisch ansprechende und diverse Lernformate bzw. Weiterbildungsangebote (Online wie Offline), welche den verschiedenen Lerntypen gerecht werden und gleichermaßen Zugang zu Wissen bieten
- Motivierte und eigenverantwortlich lernende Mitarbeiter, welche die Kompetenz zur Auswahl und Verfolgung der beruflichen Lernziele besitzen
- Strukturen und Rahmenbedingungen seitens der Unternehmen und Zollabteilungen, damit die Mitarbeiter sich eigenverantwortlich weiterbilden können
In dieser Abhängigkeit stellt sich jedoch noch eine zentrale Frage; wer verwaltet das Weiterbildungs-budget bzw. wer sollte es in dieser Konstellation optimalerweise verwalten?
Klassischerweise werden Budgets zur Weiterbildung zentral und top-down vom Unternehmen verwaltet und bestimmt. Allerdings geht diese Art der Budget-Handhabung auch nicht mit der Erwartungshaltung einer eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Weiterbildung der Mitarbeiter einher. Insofern kann für die Zollabteilungen der Zukunft ein Gedanke hin zu einer dezentraleren, individuellen Verwaltung von Weiterbildungsbudgets sicherlich sinnvoll sein.
Eine nachhaltige Eigenverantwortung kann schließlich nur dann erfolgen, wenn einem auch die Mittel und Kompetenzen dazu gegeben sind.
Gleichzeitig muss ein Unternehmen ggf. aber auch insofern Steuerung ausüben, dass trotz des eigenverantwortlichen Lernens stets die für die Erreichung der Unternehmens- oder Abteilungsziele gewünschten Inhalte gelernt werden.