Autos aus Japan, Kleidung aus China, Obst aus Südafrika – der Transport von Waren und Rohstoffen rund um den Globus ist heute gängige Praxis. Der Handel über große Entfernungen hinweg geht bis auf die Antike zurück. Durch die zunehmende Vernetzung nimmt die Globalisierung weiter zu. Deutschland belegt dabei einen Spitzenplatz. Schätzungen zufolge treiben nur China und die USA in umfangreicherem Maße globalen Handel.
Der globale Handel umschreibt alle Bewegungen von Waren, Kapital und Dienstleistungen zwischen den Staaten. Der Welthandel unterscheidet zwischen Binnenhandel und Außenhandel.
Wer Binnenhandel betreibt, muss keine Zölle zahlen. Der Außenhandel wird mit Zöllen belegt, da die Waren ausgeführt werden und von einem Zollgebiet in ein anderes verbracht werden. Der Zoll stellt sich im globalen Handel häufig als Problem dar. Damit die durch die Zollerhebung anfallenden Kosten ausgeglichen werden können, werden Produkte aus dem Ausland teurer verkauft, was nicht selten zu einer Senkung der Absatzzahlen führt.
Der Austausch von Waren lässt sich bis in die frühen Hochkulturen zurückverfolgen. In Mesopotamien, dem heutigen Territorium der Türkei, Syriens, dem Iran und dem Irak, tauschten die Menschen ab 4.000 v. Chr. Waren aus. Wie archäologische Funde belegen, wurde damals mit Kunstgegenständen, Schmuck oder Kupfer gehandelt.
In der Antike entwickelten sich Athen und Korinth zu wichtigen Handelsplätzen. Von Ägypten gelangte Getreide nach Europa. Über das Mittelmeer wurden Holz, Wein oder Töpferwaren gehandelt. Damals gab es noch keine durchgehenden Handelswege. Die Waren mussten in einzelnen Etappen befördert werden, zum Beispiel von China nach Persien und anschließend von Ägypten nach Griechenland.
Ab dem 11. Jahrhundert stieg Venedig zum europäischen Handelszentrum auf. Venedig besaß die Herrschaft über den Seehandel und profitierte von einem Monopol auf den Salzhandel. Etwa zweihundert Städte in Nordeuropa wurden ab dem 12. Jahrhundert Mitglieder der Hanse.
Sie betrieben zollfreien Handel mit folgenden Gütern:
Über die Seidenstraße wurde der Handel mit China, Indien und dem südostasiatischen Raum abgewickelt. Christoph Kolumbus und andere Entdecker können als Pioniere des globalen Handels verstanden werden. Durch den Verkehr der ersten Hochseeschiffe ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert konnten Güter direkt über die Weltmeere transportiert werden.
Spanien und Portugal beherrschten in der Folgezeit den Welthandel durch die Errichtung von Kolonien in Nord- und Südamerika. Vorrangig wurden Zucker, Silber oder Tabak exportiert. Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts galten die Briten als größtes Kolonialreich der Historie. Das britische Weltreich umfasste große Teile Amerikas, Afrikas und Asiens. Dies kam einer globalen Handelszone, die sich von Kanada bis nach Neuseeland erstreckte, gleich.
Die Zeitspanne von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird als „erste Globalisierung“ bezeichnet. Der globale Handel wurde durch Eisenbahn, Dampfschifffahrt und dem Aufkommen der Telegraphenverbindungen vorangetrieben. Das Mitte des 20. Jahrhunderts geschlossene Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) schuf weitreichende Erleichterungen für den globalen Handel. 1948 wurden Waren im Wert von knapp 60 Milliarden US-Dollar weltweit exportiert. Im Jahre 1970 lag dieser Wert bei etwa 320 Milliarden US-Dollar und hatte sich damit mehr als verfünffacht.
Das Ende des Ost-West-Konfliktes führte in den 1990-er Jahren zur „zweiten Globalisierung“. Neben den USA stieg China zur neuen Welthandelsmacht auf. Innerhalb von 25 Jahren gelang es den Chinesen, von einem wirtschaftlichen Außenseiter zum Weltmarktführer aufzusteigen. Für die meisten großen Konzerne ist der globale Handel heute fester Bestandteil der Firmenphilosophie. Dabei ist es gängige Praxis, einzelne Produktionsschritte in Billigländer zu verlegen. Nicht selten kann Bekleidung bis zu 20.000 Kilometer um die Welt „reisen“, bevor sie in Deutschland in den Handel kommt.
Die einzelnen Staaten verfolgen verschiedene handelspolitische Ansätze, um ihre Importe und Exporte zu regeln und bestimmten Zielsetzungen zu folgen. Die meisten Länder streben eine weitgehend freie Gestaltung des Außenhandels an. Der Freihandel kommt ohne Handelshemmnisse aus und verschafft den Staaten damit Erleichterung, ihre Importe und Exporte abzuwickeln. Staaten schließen sich zu Bündnissen zusammen. Innerhalb dieser Staatenbündnisse werden gemeinsame Außenhandelsgesetze verabschiedet und die Zölle weitgehend abgeschafft.
Der Abbau von Zöllen und weiteren Handelshemmnissen hat in den letzten Jahrzehnten den globalen Handel vorangebracht. Die Exporte unterliegen im Verhältnis zum globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) einem kräftigen Wachstum, welches sich weltweit beobachten lässt. Es wurde nach der Prämisse gehandelt, dass der globale Handel und die engere Verflechtung zu einer Förderung des Wohlstandes beitragen. Allerdings können nicht alle Regionen davon profitieren.
Innerhalb regionaler Freihandelszonen sind die Handels- und Transporthemmnisse beinahe komplett abgeschafft. An den Außengrenzen der Freihandelszonen treten diverse Handelshemmnisse auf und führen unter anderem zur Verteuerung der Waren und Dienstleistungen. Die Mitglieder von Freihandelszonen folgen einer gemeinsamen Interessenvertretung gegenüber Drittländern außerhalb des Bündnisses. Bei Agrarprodukten oder Hightech-Erzeugnissen können Mengengrenzen eingeführt werden. Importe werden durch administrative Anforderungen verkompliziert. Zölle sind als Maßnahmen des Schutzes eigener Wirtschaftsbereiche gängige Praxis.
Die Europäische Union ist mit ihren aktuell 27 Mitgliedsstaaten die bedeutendste Freihandelszone und zugleich Zollunion. Innerhalb der EU gilt das Prinzip der Freizügigkeit, was unter anderem den Austausch von Arbeitskräften fördert.
Weitere Freihandelszonen sind:
Der Protektionismus ist als Gegenstück zum Freihandel zu verstehen. Diese Handelspolitik hat den Schutz und die Stärkung des Binnenhandels zum Ziel. Dies geschieht vorrangig durch die Schaffung diverser Handelshemmnisse und den Versuch, Importe und Exporte zum Großteil zu boykottieren. Dies kann sich auf einzelne Branchen beziehen oder auch die gesamte Wirtschaft des Staates betreffen.
Nach der erfolgten Industrialisierung vieler Länder ist bis heute vorwiegend die Globalisierung die treibende Kraft für die Entwicklung des Welthandels. Im Gegenzug nimmt auch der Welthandel Einfluss auf das Voranschreiten der Globalisierung, sodass sich beide Prozesse gegenseitig begünstigen.
Viele Unternehmen expandieren über die eigenen Landesgrenzen hinweg und unterhalten als internationale Firmen Sitze in mehreren Staaten. Diese multinationalen Unternehmen sind zu den wichtigsten Figuren im globalen Handel zu zählen.
Die vereinfachten Kommunikationswege fördern die Handlungstätigkeit auf internationaler Ebene. So lassen sich Verträge über das Internet und mit digitaler Unterschrift unkompliziert schließen. Die starke Vernetzung der Länder untereinander schafft massive Abhängigkeiten, die sich auch nachteilig auf den Welthandel auswirken können. Werden Waren nur in wenigen Staaten produziert und die Fertigung bricht ein, kann der weltweite Handel massiv gefährdet sein.
Während der Entwicklung des globalen Handels sind weltweit deutliche Unterschiede zwischen den Ländern und Kontinenten aufgetreten. Die Handelsströme zwischen Gütern, Dienstleistungen und Kapital sind in den größten Exportländern der Welt am stärksten ausgeprägt.
Folgende Staaten gelten als führende Exportländer der Erde:
Entwicklungsländer bilden das Schlusslicht im weltweiten Vergleich. Die Industrie ist wenig entwickelt. Einige Länder exportieren ausschließlich landwirtschaftliche Güter. Diese sind jedoch zu weit günstigeren Preisen zu haben als Autos oder Werkzeugmaschinen. Daher erzielen diese Länder durch den Außenhandel nur geringe Gewinnspannen.
Damit der Handel zwischen den Ländern reibungslos verläuft und ein faires Miteinander herrscht, müssen Regelungen geschaffen werden und bestimmte Parameter sind fortlaufend zu überwachen. In diesem Segment sind verschiedene Institutionen aktiv.
Der internationale Austausch von Waren, Dienstleistungen und Kapital wird zum Großteil von der Welthandelsorganisation überwacht. Die Organisation arbeitet unabhängig und hat sich die Förderung und Überwachung des globalen Handels auf die Fahnen geschrieben. Die Gründung der WTO erfolgte im Jahre 1995 auf der Grundlage des bereits erwähnten GATT-Abkommens. Aktuell zählt die Welthandelsorganisation 164 Mitglieder.
Die Ziele der WTO bestehen in der Schaffung eines freien globalen Handels und den Abbau von Handelshemmnissen. Weiterhin macht sich die Welthandelsorganisation dafür stark, dass sich einzelne Staaten nicht benachteiligt fühlen und ihre Wettbewerbsfähigkeit behalten.
Um die Ziele durchsetzen zu können, verfolgt die WTO drei Handlungsgrundsätze:
Das Meistbegünstigungsprinzip schreibt vor, alle Länder gleich zu behandeln. Nach dem Inländerprinzip sind in- und ausländische Güter, Dienstleistungen und Kapital gleich zu behandeln. Das Gegenseitigkeitsprinzip umfasst die Ausgewogenheit der Ergebnisse und Vorteile von Verhandlungen.
Die grundsätzlichen Regeln für den globalen Handel zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten werden in verschiedenen Abkommen festgehalten.
Zu den wichtigsten Vereinbarungen zählen:
Während das GATT-Abkommen Handelserleichterungen und die Senkung der Zölle anstrebt, regelt das GATS-Abkommen den globalen Handel mit Dienstleistungen. Das TRIPS-Abkommen hat den Schutz geistigen Eigentums, wie Patente und Urheberrechte zum Inhalt.
Die erste Welthandelskonferenz fand im Jahre 1964 in Genf statt. Das Ziel bestand in der Aufstellung eines Regelwerkes für den weltweiten Handel. Die Konferenz wurde von einzelnen Entwicklungsländern eingefordert, welche sich ihrer Benachteiligung im Welthandel gegenübersahen. Bis heute ist die Zielsetzung der Konferenz mit der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung benachteiligter Länder befasst.
Der globale Handel stellt das Rückgrat der Weltwirtschaft dar. Dabei sind die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wachstum der Wirtschaft entscheidende Motivatoren. Die Zunahme des grenzüberschreitenden Handelsvolumens führt den globalen Handel schrittweise in eine Krise. Die Handelsbeziehungen werden durch Zollkriege oder regulatorische Unsicherheiten gestört. In wirtschaftlich unstabilen Zeiten unter Einfluss der Corona-Pandemie, des Brexit und der verschärften wirtschaftlichen Differenzen zwischen den USA und China hat sich die Lage verschärft. In den nächsten Jahren könnten bestehende Handelswege durch Rivalitäten im geopolitischen Raum gefährdet werden. Gleichzeitig bestehen Chancen, neue Märkte zu erschließen. Unternehmen können durch von der Regierung geförderte Maßnahmen sich verstärkt dem globalen Handel öffnen.
Quellen:
https://www.bpb.de/themen/wirtschaft/freihandel/
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wirtschaft/globaler_handel/index.html
https://www.studysmarter.de/schule/geographie/humangeographie/welthandel/
https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/aussenhandel/_inhalt.html